In einer gemeinsamen Mitteilung begrüßen die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die bedingte Marktzulassung des SARS-CoV-2-Impfstoffs für 5- bis 11-Jährige, mahnen aber an, dass der Eigennutz für das Kind im Vordergrund stehen und die Impfung aller Erwachsenen der Weg aus der Pandemie sei.

Im August 2021 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut eine allgemeine SARS-CoV-2-Impfempfehlung für die Altersgruppe der 12-bis 17-Jährigen ausgesprochen. Die Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hat am 25. November die bedingte Marktzulassung für die 5- bis 11-Jährigen mit Spezifizierung der altersentsprechend angepassten Dosierung des Impfstoffes empfohlen. Die Auslieferung des Impfstoffes in kindgerechter Dosis und geeigneter Konfektionierung in Europa wird ca. ab Mitte Dezember erwartet.

Die drei Fachgesellschaften begrüßen sehr, dass damit das Recht auf einen zugelassenen Impfstoff auch für diese Altersgruppe der Kinder umgesetzt werden kann.

Die primäre Krankheitslast dieser jungen Altersgruppe durch schwere Erkrankungen sei unverändert sehr gering, heißt es in der Mitteilung. Die Übertragungsrate des Virus aus dieser Altersgruppe heraus sei geringer als bei Erwachsenen. Das gelte insbesondere für Kinder ohne Krankheitssymptome. Die Annahme, dass die Impfung bei jungen Kindern einen anhaltenden Einfluss auf die Übertragungsrate des Virus nehmen werde, sei unbestätigt. Insoweit sei die Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Impfindikation bei jungen Kindern besonders sorgfältig zu überprüfen und nicht so offensichtlich wie bei der Impfung von Erwachsenen. Die Forderung nach Impfungen der jungen Kinder zur Verhinderung eines allgemeinen Lockdowns ist nach Ansicht der drei Fachgesellschaften nicht verhältnismäßig. Der Eigennutz für das Kind müsse im Vordergrund stehen.

Die STIKO wird zeitnah zum Zeitpunkt der Auslieferung nach Auswertung der dann zur Verfügung stehenden Daten eine Empfehlung aussprechen. Die drei Fachgesellschaften gehen davon aus, dass wie bei den 12- bis 17-Jährigen zunächst eine Indikationsempfehlung für junge Kinder mit chronischen Erkrankungen oder besonderen Risiken ausgesprochen wird und die Impfung nicht sofort allgemein empfohlen wird. Dies bedeute aber keinesfalls, dass sie nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz des Kindes bzw. der Sorgeberechtigten nicht möglich ist.

Dennoch: Die Impfung aller Erwachsener sei der Weg aus der Pandemie - auch aus Sicht der Kinder und Jugendlichen.

Die STIKO ist das wissenschaftliche Gremium in Deutschland, das eine sorgfältige Prüfung der Argumente für oder gegen eine Impfung nicht nur aus Sicht der primären Krankheitslast versus möglicher Impfkomplikationen (z. B. Herzmuskelentzündung) vornimmt, sondern auch Gesichtspunkte der sozialen Teilhabe an unserer Gesellschaft berücksichtigt und ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung genießt. Keinesfalls sollte politischer oder öffentlicher Druck auf die STIKO ausgeübt und dieses Vertrauen in Frage gestellt werden. Daten zur Impfung müssen generiert, dann gesichtet und mit großer Sorgfalt ausgewertet werden. Das braucht Zeit und diese Zeit sollte der STIKO gegeben werden, betonen die Fachgesellschaften abschließend.


Gemeinsame Presseinformation von Deutscher Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) | Red.