Durch das Internet und die sozialen Medien hat Mobbing in Gestalt von Cybermobbing eine ganz neue Dimension erreicht. Eine aktuelle Studie zeigt nun aber erst, wie groß das Problem in den Corona-Jahren in der Schule und im Alltag der Jugendlichen tatsächlich geworden ist.

Durch Cybermobbing werden Mitschülerinnen bzw. Mitschüler mit Hilfe von Internet- und Mobiltelefondiensten ausgegrenzt, beleidigt, bedroht und bloßgestellt. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat in Kooperation mit dem Bündnis gegen Cybermobbing e. V. die bereits 4. Studie zu Cybermobbing herausgegeben. Für die Studie wurden von Mai bis Juli 2022 standardisierte Online-Befragungen durchgeführt. An der Erhebung beteiligten sich insgesamt rund 3.000 Schülerinnen und Schüler aus allen Schulformen von 7 bis 20 Jahren, 1.000 Eltern und 350 Lehrer. 41 % der Kinder waren zwischen 11 und 14 Jahren alt, 32 % waren 15 Jahre und älter. 28 % gehören der Alterskohorte zwischen 6 und 10 Jahren an. 57 % der Schülerinnen und Schüler gingen in die Unterstufe (bis zur 7. Klasse), 21 % in die Mittelstufe (8. – 9. Klasse) und 22 % in die Oberstufe.

Cybermobbing ist weit verbreitet: 16,7 % (2020 17,3 %) der Befragten waren mindestens einmal solchen Angriffen ausgesetzt. Damit sind etwa 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland mindestens einmal Opfer von Cybermobbing geworden. Durch die Kontaktbeschränkungen und Homeschooling wurde diese Entwicklung noch verschärft, da die Kinder und Jugendlichen sehr viel Zeit im Netz verbringen. Dort ist es jederzeit möglich, andere zu beleidigen und auszugrenzen.

Mobbing kann massive Folgen wie etwa Kopf- und Magenschmerzen, Konzentrationsstörungen, Ängste, Schlafstörungen und Depressionen auslösen. Die Folgen von Cybermobbing können sogar fatal sein: Ein Viertel der von Cybermobbing betroffenen Kinder und Jugendlichen hatten deswegen Suizidgedanken. Ein Drittel der Opfer fühlt sich dauerhaft belastet und leidet noch jahrelang an den Spätfolgen.

Wenn Kinder und Jugendliche Opfer von Cybermobbing werden, wendet sich rund die Hälfte der Mobbingbetroffenen in erster Linie an die Eltern oder Freunde aus der Schule. Die Eltern wiederum, die sich mit dieser Problematik zunehmend überfordert fühlen, sind mehrheitlich der Meinung, dass der Staat zu wenig gegen Cybermobbing unternehme.
Das Bündnis gegen Cybermobbing fordert daher flächen­deckende Mobbingberatungsstellen sowie anonyme Hotlines, an die sich Hilfesuchende wenden können. Die TK setzt auf Prävention. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation mit „JUUUPORT“ (www.juuuport.de), ein Angebot der sogenannten Peer-to-Peer-Education. Dort beraten gut geschulte Jugendliche und junge Erwachsene Gleichaltrige. Betroffene können sich rund um das Thema Cybermobbing auch an das psychosozialen Online-Beratungsangebot „krisenchat“ (https://krisenchat.de/) wenden.



Autorin

Katharina Maidhof-Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 10