Auch langfristig werden Coronatests in Kinderbetreuungseinrichtungen gut angenommen – wenn die Probenentnahme die Kinder nicht belastet. Das ist das zentrale Ergebnis der Würzburger KiTa-CoV-Studie.

Die Ausbreitung von SARS-CoV-2 in Kitas kann nur verhindert werden, wenn die Kleinen regelmäßig getestet werden, denn effektive Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln oder Maskentragen sind bei Kleinkindern kaum durchführbar. Eine Forschergruppe um Dr. Johannes Forster an der Universität in Würzburg hat sich daher mit der Frage befasst, wie ein praktikables Testkonzept gestaltet werden muss, um von den Kindern und deren Betreuern sowie den Eltern akzeptiert zu werden.

Für die Wü-Kita-CoV-Studie wurden 954 Personen eingeladen, davon nahmen 592, darunter 442 Kinder im Alter von 2-4 Jahren und 150 Betreuer aus neun Kitas im Stadtgebiet Würzburg an der Studie teil. Sie wurden über ein halbes Jahr durch die zweite Welle der Coronapandemie begleitet. und nahmen zwischen Oktober 2020 und März 2021 – unterbrochen durch den Lockdown – an den Testungen auf das neuartige Coronavirus im Rahmen der Studie teil. Um festzustellen, ob Teilnehmer bereits vor Studienbeginn eine Coronainfektion durchgemacht hatten oder ob sich im Studienverlauf Infektionen ereignet hatten, die durch die regelmäßigen Testungen der Teilnehmenden nicht entdeckt wurden, wurde vor und nach der Studie der Corona-Antikörperstatus der Studienteilnehmer bestimmt.

In den neun Studien-Kitas kamen verschiedene Konzepte zum Einsatz, um so herauszufinden, welches Testkonzept sich am besten durchführen lässt und welches die höchste Akzeptanz erreicht.:
  • Regelmäßige Tests bei allen Betreuerinnen, Betreuern und Kindern mittels Nasenabstrich durch ein Studienteam einmal oder zweimal pro Woche vor Ort
  • Mundspülwasserproben, die von den Eltern zweimal pro Woche selbständig entnommen und in der Kita für die nachfolgenden PCR-Labortestungen abgegeben wurden.
  • Der Verzicht auf regelmäßige Testungen. Beim Auftreten von Erkältungszeichen wurde den Betroffenen eine rasche Testung in einer Untersuchungsstelle außerhalb der Kita angeboten.

Die wichtigsten Ergebnisse und Kernaussagen der Wü-Kita-CoV-Studie sind:
  • Über einen Zeitraum von zwölf Wochen wurden bei knapp 5.000 Tests nur zwei Sars-CoV-2-Infektionen nachgewiesen. Dies belegt eine geringe Infektionsrate von Kindern in den ersten Infektionswellen der Pandemie.
  • Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer regelmäßigen Testung war nach einer umfassenden Aufklärung über den Ablauf der Testungen und über den zu erwartenden Nutzen sowohl bei Kindern und deren Eltern als auch bei den Mitarbeitenden der Kitas hoch.
  • Die größte Zustimmung und zugleich die geringste Abbruchrate fand sich sowohl bei den Kindern als auch den Betreuerinnen für die nicht-invasive und wenig belastende Testmethode: die Entnahme von Mundspülwasser im häuslichen Umfeld.
  • Lassen sich mindestens die Hälfte der Kinder und des Betreuungspersonals zweimal wöchentlich testen, ist die Gefahr einer Infektionsübertragung in der Betreuungseinrichtung so gering, dass eine kontinuierliche Kita-Betreuung möglich ist. Dabei sollte der erste Test am Wochenbeginn erfolgen, und die Testergebnisse müssen innerhalb von 24 Stunden vorliegen.
  • Regelmäßiges Testen wirkte sich positiv auf das Sicherheitsempfinden der teilnehmenden Eltern und des Betreuungspersonals aus und minderte die empfundene psychische Belastung durch die Covid-19-Pandemie.

Nach der Einschätzung der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen diese Ergebnisse einen praxisnahen Weg auf, wie mit einer optimalen Teststrategie eine sichere Kinderbetreuung auch bei fortwährender Pandemie aufrechterhalten werden kann.

Allerdings geben sie zu bedenken, dass das mathematische Modell nur die Infektiosität der bisher in Deutschland verbreiteten Virusvarianten berücksichtigt. Sollten sich Virusvarianten durchsetzen, die deutlich ansteckender sind, wie beispielsweise Omikron, müsste dieses Modell den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Auch der mögliche Effekt von Impfungen, die zum Zeitpunkt der Studie noch nicht verfügbar waren, ist in dieser Studie nicht berücksichtigt.

Auf Basis der Studiendaten hat das Studienteam einen konkreten Handlungsleitfaden für Kitas entwickelt, der über die Homepage der Studie frei verfügbar ist.



Literatur
(JAMA Netw Open 2022; online 4. Januar

Katharina Maidhof-Schmid