In fast allen Bundesländern hat die Schule nach den Sommerferien wieder begonnen. Drohen nun – falls die Corona-Inzidenzzahlen wieder in die Höhe schießen- Einschränkungen im Schulbetrieb oder sogar wieder Schulschließungen?
Obwohl bei Kindern und Jugendlichen seit dem Ende der Sommerferien die Inzidenzen stark ansteigen, sollten die Schulen geöffnet bleiben. Mit welchen Maßnahmen erneute Schulschließungen verhindert werden können, erklärten Dr. Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und Prof. Dr.Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln bei einer Veranstaltung zum Thema Kinder und COVID-19, die vom Science Media Center organisiert wurde.
Notwendig sind nach der Meinung der beiden Mediziner wirksame Maßnahmen wie regelmäßiges Testen und gute Hygienekonzepte sowie Impfangebote für Jugendliche. Insbesondere dem Impfen kommt eine hohe Bedeutung zur Prävention zu. Beide Ärzte sprachen eine klare Impfempfehlung der über 12-Jährigen aus. Problematisch sei aber insbesondere die mangelnde Impfbereitschaft vieler Erwachsenen, da das Infektionsgeschehen ganz deutlich bei den ungeimpften Erwachsenen stattfände. Sie appellierten an die Erwachsenen, sich impfen zu lassen, um die Kinder unter 12 Jahren zu schützen, für die es noch keine zugelassenen Impfstoffe gibt.
Wichtig seien in den Schulen neben dem Standardmaßnahmenpaket, das sich an den allgemein in der Bevölkerung geltenden AHA+L Regeln orientiert, also Abstand, Hygiene, das Tragen einer angemessenen Maske und Lüften, die Kohortierung. Das bedeutet das Aufteilen von größeren Gruppen (z.B. Jahrgänge, Klassen, Lehrer) in kleinere Gruppen und die Beschränkung auf Kontakte innerhalb einer festgelegten Gruppe.
Die Überarbeitung der Quarantäne-Regel ist bereits erfolgt. Die Gesundheitsminister der Länder haben sich auf einheitliche Regeln verständigt und vereinbart, dass künftig bei Infektionen in Schulen nur noch direkte Sitznachbarn in Quarantäne müssen. Direkte Kontaktpersonen sollen sich nach fünf Tagen mit einem negativen PCR- oder Antigen-Test freitesten können, bislang galten zumeist 14 Tage Quarantäne. Alle weiteren Klassenmitglieder sollen häufiger getestet werden.
Testkonzepte in den Schulen sind laut Berit Lange noch bis mindestens Frühjahr 2022 nötig. Die Epidemiologin wies abschließend auch darauf hin, dass für Kinder das Risiko, sich in der Schule bei einer infizierten Person anzustecken, um ein Vielfaches geringer sei als das Risiko, sich im Haushalt zu infizieren.
Katharina Maidhof-Schmid