In einer amerikanischen Studie wurde untersucht, wie viele Kinder im ersten Jahr der Corona-Pandemie wegen COVID-19 und damit verbundenen Komplikationen auf einer Kinder-Intensivstation aufgenommen werden mussten.

An der Studie beteiligten sich US-amerikanische Kinderkliniken, die Daten von 66 pädiatrischen Intensivstationen bereitstellten. Diese Daten zur Aufnahme in die Intensivstation wegen COVID-19 wurden mit Hospitalisierungsdaten wegen schwerer Influenza in den zwei Jahren vor Beginn der COVID-19-Pandemie verglichen.

Die Arbeitsgruppe um Steven Shein wertete die Daten von 1.561 Kindern mit schwerer Influenza und 1.959 Kinder mit schwerer COVID-19 beziehungsweise mit einem MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in children) aus, die auf Intensivstationen aufgenommen werden mussten. Bei beiden Patientengruppen hatten die Kinder etwa zur Hälfte Komorbiditäten (Influenza: 55 Prozent, COVID-19: 45 Prozent). Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Influenza-Patienten war jünger als sechs Jahre, bei den COVID-19-Patienten war dies nur ein knappes Drittel (29 Prozent).

Es zeigte sich, dass wegen COVID-19 beziehungsweise einem daraus folgenden multisystemischen Inflammationssyndrom (MIS-C) zu Beginn der Coronavirus-Pandemie doppelt so viele Kinder in den USA auf einer Intensivstation behandelt werden mussten als wegen einer schweren Influenza. Etwa ein Drittel Kinder mehr mit COVID-19 musste - im Vergleich zu schwerer Influenza - endotracheal beatmet werden. Kinder mit COVID-19 wurden zudem auch deutlich länger auf der Intensivstation und im Krankenhaus behandelt. Zwischen den Kindern mit oder ohne Komorbiditäten gab es jedoch keine Unterschiede. Es gab auch keinen Unterschied bei der Mortalität zwischen COVID-19-Patienten und den an Influenza erkrankten Kindern

Ohne die ergriffenen Corona-Schutzmaßnahmen wie Masken, Abstandhalten und Fernunterricht an den Schulen hätte es nach Ansicht von Dr. Shein und seinen Mitarbeitern eine wesentlich höhere Zahl von hospitalisierten Kindern mit schweren Verläufen und MIS-C gegeben, zumal zu diesem Zeitpunkt die Kinder auch noch nicht gegen COVID-19 geimpft werden konnten. Für die Wirksamkeit und Bedeutung der Schutzmaßnahmen spricht auch, dass anderer respiratorische Virusinfektionen und Influenza in diesem Zeitraum deutlich weniger auftraten. Zu Beginn der Pandemie wurde die Notwendigkeit dieser Maßnahmen häufig bezweifelt, genauso wie COVID-19 zu diesem Zeitpunkt oft mit einer vorgeblich harmlosen Influenza verglichen wurde.


Referenzen
Epidemiology and Outcomes of SARS-CoV-2 Infection or Multisystem Inflammatory Syndrome in Children vs. Influenza Among Critically Ill Children; Steven L.Shein et al., JAMA Netw Open. 2022;5(6)

Katharina Maidhof-Schmid