Viele Kinder und Jugendliche probieren ihn derzeit aus: ChatGPT. Der Chatbot kann Kinder bei den unterschiedlichsten Aufgaben im Alltag unterstützen, birgt aber auch Risiken. Eltern sollten ihre Kinder daher für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz sensibilisieren. Die Medien-Initiative „SCHAU HIN!“ gibt dazu hilfreiche Tipps.

Seit ChatGPT im November vergangenen Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist der auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Chatbot Gegenstand reger Debatten. Viele faszinieren die Chancen, die das Tool bietet, andere wittern beim Thema KI große Gefahren – gerade für Kinder und Jugendliche.

Chat GPT ist längst im Alltag von Schülerinnen und Schülern angekommen. Sie nutzen den digitalen Sprach-Assistenten zum Lernen, für die Hausaufgaben und Referate. Auch Lehrende wissen das. Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihre Kinder frühzeitig darüber aufklären, was Programme wie ChatGPT können, welche Grenzen sie haben und welche Risiken ihr Gebrauch birgt. Der Medien-Ratgeber „SCHAU HIN!“ macht Eltern fit dafür.

Wie funktioniert Chat GPT?

ChatGPT ist ein von OpenAI entwickeltes Sprachmodell, das in der Lage ist, mittels künstlicher Intelligenz, Fragen zu beantworten. Dafür wurde das Programm mit einer großen Menge an Daten gefüttert und darauf trainiert, menschenähnliche Gespräche zu führen. Seine Antworten basieren jedoch nicht auf vorgefertigten Textbausteinen, sondern stammen aus tiefen neuronalen Netzen. Das sind Algorithmen, die das menschlichen Gehirn imitieren. Diese Netzwerke von künstlichen Neuronen ermöglichen es, komplexe Aufgaben zu lösen . Sie gelten als Grundlage für künstliche Intelligenz.

ChatGPT beantwortet Fragen oder schreibt Texte. Das reicht von Kurzzusammenfassungen bis hin zu Gedichten. ChatGPT erkennt gesprochene Sprache und übersetzt sie. Der Bot schreibt und analysiert Code in verschiedenen Programmiersprachen und kann persönliche Empfehlungen formulieren. Das sind nur einige Funktionen. Je mehr Daten ChatGPT bekommt, desto besser wird er darin. Je mehr Fragen gestellt werden, desto genauer werden seine Antworten, denn er lernt mit jeder Eingabe neue Informationen dazu.

Das sollten Eltern beachten

Die Medien-Initiative „SCHAU HIN“ rät Eltern, sich über aktuelle Entwicklungen von ChatGPT zu informieren und auf dem Laufenden zu halten. Eltern können für und gemeinsam mit ihren Kindern abwägen, welche Chancen und Risiken bestehen. Folgendes sollten Eltern demnach berücksichtigen:

  • Viele Experten warnen davor, die von ChatGPT erstellen Texte im Schulalltag zu nutzen, ohne sie vorher zu prüfen und zu überarbeiten. Es gibt keine Garantie dafür, dass die Antworten des Bots immer richtig sind. ChatGPT gibt mitunter Fehlinformationen heraus oder erfindet Quellenangaben, um einen Text plausibel klingen zu lassen. Die Daten, auf denen das System basiert, reichen derzeit zudem nur bis zum Jahr 2021. Neuere Erkenntnisse und Informationen berücksichtig der Bot daher nicht.

  • ChatGPT ist ein ungefiltertes System und bietet keinen gesonderten Schutz für Kinder und Jugendliche vor anstößigen Inhalten.

  • Eltern sollten ihre Kinder unbedingt zum Thema Datenschutz sensibilisieren. ChatGPT sammelt Nutzungsdaten. Kinder und Jugendliche sollten daher keine sensiblen persönlichen Daten in den Chat eingeben.

  • Kinder sollten vorsichtig sein, die von ChatGPT geschriebene Texte zu verbreiten oder zu veröffentlichen. Bisher ist es rechtlich noch unklar, ob die vom Bot geschriebenen Texte als eigenständiges Werk gelten und ob das Urheberrecht daran bei den Entwicklern, den Nutzern oder der Urheber der genutzten Daten liegt.

Zum Thema Hausaufgaben

Dass die Hausaufgaben nun mit wenigen Klicks von einer künstlichen Intelligenz verfasst werden können, ist für Kinder wohl ein wahr gewordener Traum. Es wird bereits diskutiert, ob dies das Ende vom Konzept der Hausaufgabe ist, wie wir sie kennen. Auch herrscht Sorge darüber, ob Kinder ihre Kreativität verlieren und das Lernen verlernen könnten.

„SCHAU HIN!“ rät Eltern dazu, mit ihren Kindern über den Sinn von Hausaufgaben zu sprechen: Sie dienen dazu, Gelerntes zu wiederholen, anzuwenden und zu vertiefen. Eltern können ihren Kindern erklären, dass sie möglicherweise nicht das lernen, was sie lernen sollten, wenn sie sich diese Arbeit abnehmen lassen.

Eltern sollten zudem das Vertrauen der Kinder in eigene Fähigkeiten stärken: Texte und Antworten, die von ihnen selbst erstellt wurden, sind meist origineller und kreativer als die von ChatGPT.

Medien-Ratgeber „SCHAU HIN!“

„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Sender Das Erste und ZDF sowie der Gesundheitskasse AOK. Auf ihrer Website finden Eltern aktuelle News aus der Medienwelt, Hintergrundwissen zur Medienerziehung sowie konkrete Tipps für den Familienalltag mit Medien.

Mehr: https://www.schau-hin.info/

Medienkurse für Eltern: https://www.medienkurse-fuer-eltern.info/

ChatGPT gemeinsam ausprobieren und kreativ werden

Pauschale Verbote halten die meisten Experten für weniger sinnvoll. Genau so wenig, wie ChatGPT einfach zu ignorieren. Künstliche Intelligenz ist längst allgegenwärtig und wird auch nicht wieder verschwinden.

Eltern und Lehrende können diesen Moment als Chance begreifen, um Einfluss darauf zu nehmen, wie Anwendungen wie ChatGPT in Zukunft genutzt werden können. Wenn Kinder und Jugendliche mit ChatGPT arbeiten wollen, rät „SCHAU HIN!“, können sie gemeinsam mit den Eltern ausprobieren, wie das Programm beispielsweise als Recherchehilfe eingesetzt werden kann. So können Eltern ihren Kindern am besten dabei helfen, sich durch die Medienwelt zu navigieren.

Es kann durchaus sinnvoll sein, sich Texte mit ChatGPT vorstrukturieren zu lassen oder komplexe Sachverhalte einfach erklärt zu bekommen, meint auch die EU-Initiative für Online-Kompetenz klicksafe. Ein Bot kann aber den menschlichen Faktor nicht ersetzen.

Bei allen Risiken, ChatGPT kann Kinder auch dazu anregen, kreativ zu werden, neue Interessen und Themen zu entdecken. Um sein Potenzial richtig nutzen zu können, müssen Kindern schließlich erst einmal die richtigen Fragen an den Bot stellen. Auf KI basierende Technologien werden in Zukunft rasant fortschreiten. Hier früh Kompetenzen zu entwickeln, bringt viele Vorteile.

Mehr Ideen, wie man ChatGPT gemeinsam mit den Kindern ausprobieren kann, gibt es hier.


Literatur:

Red.


Quelle: „SCHAU HIN!“: Künstliche Intelligenz „ChatGPT”: Chancen und Risiken für Kinder