Aus Sicht der Kinder- und Jugendärzte reicht das Engagement für das Impfen hierzulande bei weitem nicht aus. Doch wie sind Verbesserungen zu erreichen?
Dr. Thomas Fischbach, Präsident Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) bezieht dazu klar Stellung:
"Ob Masern, Humane Papillomviren oder Rotaviren - in Deutschland haben gefährliche Krankheitserreger weitgehend freie Bahn. Denn es wird zu selten, zu spät und mit großen regionalen Unterschieden geimpft, das zeigen die Daten des Robert Koch-Instituts. Bei der Masernausrottung ist Deutschland sogar das Schlusslicht in Europa, jedes Jahr kommt es vor allem in den Ballungsgebieten zu Masernepidemien. Das muss sich ändern und hier sehen wir die Krankenkassen in der Verantwortung. Sie müssen mehr Aufklärung betreiben, ihre Versicherten gezielter ansprechen. Das Geld dazu ist überreichlich vorhanden. Den Kassen geht es wirtschaftlich so gut wie nie."
Auch die Politik muss nach Ansicht des BVKJ das Impfen besser fördern. Dem Gesundheitsminister falle zum Impfen vor allem die Freigabe von Impfungen durch Apotheker ein. Doch die wahren Impfhindernisse in Deutschland seien Lieferengpässe, mangelnde Impf-Kommunikation, fehlende Gesundheitserziehung in Kitas und Grundschulen und mangelndes Einschreiten bei der Verbreitung von Unwahrheiten durch Impfgegner. Fischbach: „Hier muss die Politik endlich handeln. Außerdem muss sie endlich dafür sorgen, dass der ÖGD personell und finanziell gestärkt wird, so dass Ärztinnen und Ärzte dort auch mehr impfen können.“
Die eigene Ausweitung der Impfkapazitäten könne nur über Medizinischen Fachangestellten (MFAs) gelingen, die auch dafür ausgebildet sind, ist Fischbach überzeugt. In einer BZgA Befragung bezüglich „Information zu Impfungen“ präferierten die Patienten zu 98 Prozent Arzt oder Ärztin und zu 90 Prozent Medizinische Fachangestellte als Verabreicher von Impfungen. Doch bisher nutzten die Praxen die Kompetenz der Medizinischen Fachangestellten noch zu wenig. Fischbach: „Wir werden uns als Berufsverband dafür einsetzen, dass künftig in Kinder- und Jugendarztpraxen die Impfaufklärung durch den Arzt oder die Ärztin erfolgt, der "Piks" durch die Mitarbeiterin erfolgt.“