Rudolf Korinthenberg, Christos P Panteliadis, Christian Hagel (Hrsg.) 3. Auflage, 2020, gebundene Ausgabe, 488 Seiten. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, ISBN-13: 978-3437230776 / ISBN-10: 3437230778; 113 Euro

Das deutschsprachige Standardwerk zur evidenzbasierten Therapie in der Neuropädiatrie liegt nunmehr in der 3. Auflage vor. Es ist ein Nachschlagewerk mit Beiträgen von namhaften Neuropädiatern, die im deutschsprachigen Raum tätig sind. Die Neuauflage war notwendig geworden, weil 5 Jahre nach Erscheinen der 2. Auflage Fortschritte im Bereich der neuropädiatrischen Therapie zu einer Überarbeitung Anlass gegeben haben. Insbesondere die Artikel Ophthalmologie und Pädaudiologie wurden neu eingeführt bzw. komplett neu gestaltet. Auch die Transition chronisch kranker und behinderter Kinder und Jugendlicher in die Erwachsenen-Medizin findet mit einem Kapitel Niederschlag.

Der Leser findet wichtige Therapievorschläge zu neurologischen Erkrankungen des Neugeborenenalters, aber auch für die Betreuung von entwicklungsgestörten und fehlgebildeten Kindern mit beispielsweise dysraphischen Störungen oder Parenchymnekrosen.

Einen breiten Raum nehmen neurokutane Erkrankungen, genetisch umschriebene Syndrome mit mentaler Retardierung, neurometabolischer und neurodegenerative Erkrankungen sowie hereditäre Bewegungsstörungen ein.

Erwartungsgemäß prominent werden Therapieansätze bei epileptischen und nicht epileptischen Anfällen besprochen. Erwähnenswert ist die Besprechung von nicht epileptischen, paroxysmalen Symptomen im Säuglings- und Kleinkindalter, die ja im Alltag nicht unwesentlich vorkommen. Die Themen Migräne und Kopfschmerzen sowie Schmerzbehandlung werden insgesamt inhaltlich fundiert dargestellt. Auch die Therapieoptionen bei Zerebralparesen, insbesondere mit Blick auf Physiotherapie, Orthesenversorgung, medikamentöse sowie operative Therapien sind praxisnah dargestellt.

Weitere wichtige Themen sind die entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems, zerebrovaskuläre Erkrankungen, die im Kindes- und Jugendalter vorkommen können, sowie neuroonkologische, neuromuskuläre und traumatische Krankheiten, die umfänglich behandelt werden.

Insbesondere bei der Behandlung der spinalen Muskelatrophie wie auch der Muskeldystrophien sind neue Therapieverfahren eingeführt worden. Infolgedessen war auch hier eine Überarbeitung notwendig.

Allen Kapiteln ist gemein, dass jeweils auch ein Blick auf zukünftige Entwicklungen geworfen wird.

Auch kommt der Neurorehabilitation bei Kindern ein großer Stellenwert zu.

Die vorliegende 3. Auflage von "Neuropädiatrie – Evidenzbasierte Therapie" ist ein gelungenes Standardwerk für all jene, die Patientinnen und Patienten mit neuropädiatrischen Krankheitsbildern oder auch solchen aus angrenzenden Gebieten betreuen. Es ist uneingeschränkt zu empfehlen. Dem Titel folgend ("Evidenzbasierte Therapie") ist es gewissermaßen logisch, dass komplementärmedizinische Verfahren, denen ja fast immer die Evidenz fehlt, nicht besprochen werden.

Es ist zu überlegen, ob von der strikten Trennung "evidenzbasiert" versus "erfahrungsbasiert" nicht im Einzelfall abgewichen werden sollte, nicht um der Erfahrungsmedizin das Wort zu reden, sondern um die Lebenswirklichkeit mit aufzunehmen. Es werden von vielen Angehörigen solche Therapien selbstständig oder mit Hilfe von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt.

Nichtsdestotrotz schmälert dieser Aspekt in keiner Weise das vorliegende Werk, welches in die Hände aller Neuropädiatrien und sozialpädiatrisch tätigen Kolleginnen und Kollegen gehört.

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Autor
Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf, Worms

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (4) Seite 119