Gottfried Roller, Manfred Wildner (Hrsg.) 1. Auflage 2024, 608 Seiten, 85 Abbildungen, 63 Tabellen. Hogrefe Verlag Göttingen. ISBN 978-3-456-86028-2; 90,00 Euro/92,60 Euro (AT)/116,00 CHF; auch als eBook erhältlich.
Erstes umfassendes Lehrbuch „Öffentliche Gesundheit“ im deutschsprachigen Raum
Die Herausgeber, Gottfried Roller, Leiter der Abt. Landesgesundheitsamt im Baden-Württembergischen Gesundheitsministerium, und Manfred Wildner, Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, sind ausgewiesene Kenner aller Aspekte der Öffentlichen Gesundheit mit vielfältiger Erfahrung bei der Umsetzung des Public Health-Ansatzes, mit Verbindung zur akademischen Public Health-Community. An ihrer Seite ein Autorenkollektiv aus Vertreterinnen und Vertretern des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Teil I: Standortbestimmung, methodische Grundlagen und Leitbild
Als Grundlagen für das Selbstverständnis und das Handeln des ÖGD werden u. a. die Bedeutung von Öffentlicher Gesundheit/Public Health für die Gesundheit der Bevölkerung, der Internationale Kontext, Methoden und Professionen, außerdem Aufgabenfelder und Struktur des ÖGD in Österreich und der Schweiz dargestellt. Der Exkurs in das Themenfeld Stadtgesundheit und Beteiligung bei kommunalen Planungen weist auf die Verantwortung des ÖGD als Träger Öffentlicher Belange („Stewardship“) hin.
Woran orientiert sich der ÖGD? Wohin will er sich weiterentwickeln? Mit dem Leitbild, einem Blick auf künftige Herausforderungen und neue Handlungsfelder schließt der erste Teil. Handlungsleitend sollen vorrangig sein: Betonung der Präsenz im kommunalen Kontext ohne kommerzielle Interessen, stärkere Beteiligung bei Planung und Gestaltung, Stärkung der wissenschaftlichen Basis durch Verankerung Öffentlicher Gesundheit/Public Health und der speziellen Bedarfe des ÖGD im universitären Raum.
Teil II: Spezielle Handlungsfelder
Hier wird das Rüstzeug für die Praxis des ÖGD zur Verfügung gestellt. Neben klassischen Tätigkeitsfeldern wie Gesundheitsschutz, Gutachtenwesen, Gesundheitshilfe und Gesundheitsförderung, die sowohl individual- als auch bevölkerungsmedizinische Aspekte beinhalten, steht bei Steuerung, Planung und Koordinierung der Public-Health-Ansatz im Vordergrund. Abgeschlossen wird der Teil II von einem Kapitel zur Krisenbewältigung und zu gesundheitlichen Notlagen.
Überzeugendes didaktisches Konzept
Das Lehrbuch ist sehr gut lesbar durch das große Buchformat und den zweispaltigen Druck. Alle 14 Kapitel beginnen – korrespondierend mit der MWBO der Bundesärztekammer – farblich hervorgehoben mit den zu erwerbenden Kompetenzen, es folgen definierte Lernziele und jeweils ein Fallbeispiel. Der weitere Aufbau gliedert sich in Hintergrundwissen und Handlungskonzepte, ggf. Rechtsrahmen, gefolgt vom Abschnitt „vom Wissen zum Handeln“; abschließend eine ausführliche Auflösung des jeweiligen Fallbeispiels. Die Kapitel enden mit einer Take-Home-Botschaft, weiterführender Literatur und aktuellen Links.
Dieses Lehrbuch kann dazu beitragen, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst mit seiner Expertise in Krisensituationen und damit verbundenen Entscheidungen auf lokaler, regionaler und Bundesebene noch mehr Gewicht zu geben.
Das Lehrbuch schließt mit einem ausführlichen Sachwortverzeichnis. Wer nach „Künstliche Intelligenz“ sucht, findet auf Seite 184 Beispiele für mögliche Anwendungen zur Erleichterung und Beschleunigung der täglichen Praxis eines Gesundheitsamtes.
Begleittext für die Weiterbildung „Öffentliches Gesundheitswesen“
Dieses Lehrwerk eignet sich für die Weiterbildung und zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung „Öffentliches Gesundheitswesen“. Es ist Standortbestimmung, Darstellung der Ressourcen, Möglichkeiten und neuer Kompetenzbereiche, insgesamt Beleg eines gewachsenen Selbstbewusstseins. Das Studium dieses Lehrbuchs ist ein Gewinn für alle Berufsgruppen und Institutionen, die im Öffentlichen Gesundheitsdienst tätig sind oder sich für die Grundlagen und das Potenzial von Public Health interessieren. Diesem Lehrbuch von Roller und Wildner ist die Anerkennung zu wünschen, die es unbedingt verdient; es dürfte für lange Zeit das Standardwerk sein.Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2024; 95 (6) Seite 472-475