Den Punktionsschmerz bei der Kanülierung peripherer Venen empfinden viele Patienten als sehr belastend. Wie effektiv ist eine Lokalanästhesie? Eine aktuelle Studie liefert Ergebnisse.
Blutentnahmen gehören sowohl in der Praxis als auch in Kliniken zu den häufigsten medizinischen Interventionen. Eine Studie der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivtherapie in Marburg befasste sich mit dem Punktionsschmerz bei der Kanülierung peripherer Venen, der von vielen Patienten als sehr belastend empfunden wird. Ziel der Untersuchung war es, die Effektivität von Lokalanästhesie im Vergleich zu einer unvorbereiteten Kontrollgruppe in Abhängigkeit von der Kanülengröße zu untersuchen.
In randomisierter, kontrollierter Weise wurde das Schmerzempfinden bei der Venenpunktion nach einer Lokalanästhesie mit Lidocain intradermal bzw. Kälteanästhesie im Vergleich zu Placebo untersucht. Die Untersuchung wurde mittels eines standardisierten Protokolls mit strukturierter Kommunikation gegenüber dem Patienten bei bestmöglicher Patientenverbindung durchgeführt. Das Schmerzempfinden wurde mittels nummerischer Ratingskala (NRS) erfasst. Die „intention-to-treat“-Analyse der 450 eingeschlossenen Patienten ergab, dass das Schmerzempfinden bei Punktionen wesentlich vom Kaliber der gewählten Venenverweilkanüle abhing. Bei einer 17G-Kanüle verringerte sowohl das Kältespray (NRS = 2,6 ± 1,3) als auch Lidocain (NRS = 3,5 ± 2,2) die Beeinträchtigung durch die Punktionsprozedur im Vergleich zur Kontrolle (NRS = 5,0 ± 1,5). Das Kältespray erwies sich gegenüber der Placebokontrolle als statistisch signifikant besser zur Schmerzkontrolle (p < 0,0001). Bei kleineren 20G-Kanülen war der Effekt des Kältesprays nicht mehr relevant messbar. Die Fehlpunktionsrate war bei Patienten, welche eine Lidocain-Vorbehandlung erhielten, höher als nach der Kälteanästhesie. Die Autoren schließen aus der Untersuchung, dass eine Lokalanästhesie vor Venenpunktion nur bei größeren Kanülen empfehlenswert ist. Sie sehen Vorteile der Anwendung von Kälteanästhesie gegenüber der Lidocain-Injektion.
Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (1) Seite 8