Ein Aufwachdelir nach Vollnarkose bei Kindern ist nicht selten. Wie wirksam und sicher ist intraoperativ verabreichtes Clonidin zur Prävention des Aufwachdelirs? Eine dänische Studie gibt Antworten.
Ein sogenanntes „Aufwachdelir“ nach Vollnarkose bei Kindern wird mit einer Inzidenz von bis zu 20 – 70 % angenommen. Bei einer Narkoseführung mit Sevofluran sind diese Unruhe- und Erregungszustände deutlich häufiger als bei Halothan oder intravenös applizierten Narkosemitteln. Demgegenüber stehen Vorteile der Sevofluran-Anästhesie bei Kleinkindern. Seit langer Zeit wird, zunächst als Heilhilfsversuch, dann empirisch und zuletzt auch in einer Studie, Clonidin zur Behandlung von einer postoperativen Agitation angewendet. Originär ist Clonidin ein Alpha-2-Agonist, der für die Behandlung der arteriellen Hypertonie zugelassen ist.
Nun liegt eine randomisierte, placebokontrollierte Studie aus Dänemark vor, die die Wirksamkeit und Sicherheit von intraoperativ verabreichtem Clonidin zur Prävention des Aufwachdelirs nach Vollnarkose mit Sevofluran und Fentanyl bei Kleinkindern untersucht hat. Es wurden 379 Kinder im Alter von 1 bis 5 Jahren ohne chronische Krankheiten wegen eines operativen Eingriffs von 20 bis 40 Minuten Dauer mit Sevofluran und Fentanyl narkotisiert. Die Verum-Gruppe erhielt intraoperativ Clonidin i. v. 3 µg/kg Körpergewicht zur Prävention des Delirs. Als Placebo wurde physiologische Kochsalzlösung angewendet.
Etwa 20 % der Studienteilnehmer waren Mädchen. Endpunkt der Untersuchung war eine oder mehrere Episoden postoperativer Agitation. Diese wurden auf der Watcha Scale dokumentiert. Wesentliches Ergebnis war, das 47 % der Kinder in der Placebo-Gruppe ein Aufwachdelir aufwiesen, in der Verum-Gruppe waren dies nur 25 % . Das relative Risiko für das Aufwachdelir unter Verum betrug 0,56 (95-%-Konfidenzintervall (95-%-KI) 0,43 – 0,73, p < 0,0001). Einen positiven Einfluss hatte Clonidin auch auf die Häufigkeit von postoperativer Übelkeit und Erbrechen (relatives Risiko 0,58, 95-%-KI 0,38 – 0,89, p < 0,012).
Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (3) Seite 167