Seit Kurzem gibt es die neue "AG Klimaschutz" als Teil des Zentralen Qualitätsarbeitskreises unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ). Wie arbeitet sie, welche Ziele verfolgt sie und wie kann man sie unterstützen?

  • Serie SPZ goes Klimaschutz Teil 1
  • Serie SPZ goes Klimaschutz Teil 2
  • Serie SPZ goes Klimaschutz Teil 3

"Klimaschutz ist Kinderschutz" lautete der Titel eines Vortrags, der beim Interdisziplinären Psychologentag im März 2022 im Rahmen des Forums Sozialpädiatrie gehalten wurde [1]. Inhaltlich ging es darum, dass in der interdisziplinären Betreuung von Kindern und Jugendlichen nicht nur der individuelle und institutionelle Kinderschutz im Auge behalten werden muss, sondern auch der gesellschaftliche Kinderschutz.

Die gesellschaftliche Kindeswohlgefährdung beinhaltet, dass Kinder und Jugendliche vor der drohenden Klimakatastrophe und ihren direkten und indirekten Auswirkungen auf die Gesundheit geschützt werden müssen (siehe auch Abb. 1 [2]). Kinder sind bezogen auf Umweltkrisen besonders vulnerabel, da sie sensible körperliche und kognitive Entwicklungsphasen mit prägendem Einfluss auf die weitere Lebenszeit durchlaufen. Sie verfügen im Vergleich zu Erwachsenen über weniger adäquate psychische Mechanismen und Erfahrungen für angemessene Reaktionen auf krisenhafte Situationen und sind daher abhängig von der Unterstützung von Erwachsenen [3, 4]. Insbesondere ging es im Weiteren darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, was Mitarbeitende, die in Heilberufen mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zum Klimaschutz beitragen könnten. Hier wurden 3 Ebenen möglicher Interventionen aufgezeigt. So könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Heilberufen durch klimasensible Beratung und Unterstützung bei dem Umgang mit Klimastress einen wertvollen Beitrag leisten. Da sie in der Gesellschaft weiterhin über eine große Vorbildfunktion verfügen, könnten sie durch vorgelebten Klimaschutz ebenfalls viel bewirken. Als zweite Ebene eines möglichen Engagements wurde der Einsatz für klimaneutrale Gesundheitseinrichtungen genannt, da der Gesundheitssektor 5 % aller Treibhausemissionen produziert. Die dritte Möglichkeit stellt das gesellschaftliche und politische Engagement dar.

Längst überfällig: AG Klimaschutz

Der Vortrag erfuhr eine große Resonanz, doch viele fragten sich zugleich, wie sie ihren Beitrag zum Klimaschutz insbesondere auch als Mitarbeitende von SPZ leisten könnten. Daraus wurde die Idee geboren, einen Arbeitskreis Klimaschutz zu gründen. Frau Stephanie Boßerhoff aus dem SPZ in Wesel und Frau Ursula Anders aus dem SPZ in Potsdam erklärten sich bereit, die Leitung zu übernehmen. Um diese Arbeit unter das Dach der DGSPJ zu stellen, wurde der Antrag der Aufnahme des Arbeitskreises in den Zentralen Qualitätsarbeitskreis (ZQAK) angestrebt. Im Juni 2022 war es dann soweit, dass der Antrag von den Mitgliedern des ZQAK positiv entschieden werden konnte. Über die SPZ-List wurde deutschlandweit in einem Aufruf zur Mitarbeit in der AG Klimaschutz geworben. Es ergab sich eine erfreulich hohe Resonanz und nach der Auftaktveranstaltung fanden bereits einige konstruktive und produktive Treffen statt.

Mit dem Mandat des ZQAK verbinden sich verschiedene Aufträge, die durch die AG erfüllt werden sollten. Dabei ist es nicht das vorrangige Ziel, ein abschließendes Papier mit einigen Tipps zu erstellen, sondern eher Strategien zu entwickeln, das Thema Klimaschutz langfristig in Teams zu implementieren und auch Patientinnen und Patienten zu sensibilisieren. Durch eine große Beteiligung vieler Mitstreiterinnen und Mitstreitern konnten in der AG Untergruppen gebildet werden, die unterschiedliche Aspekte des Klimaengagements auf verschiedenen Ebenen in den Mittelpunkt stellen und die im Rahmen einer kleinen Serie in den folgenden Ausgaben der KiPra nach und nach vorgestellt werden sollen.

Führungsebenen mit ins Boot holen

Die erste Untergruppe, deren Ergebnisse im nächsten Artikel vorgestellt werden, beschäftigt sich mit vielen kleinen, praktischen Tipps, die durch Mitarbeitende im SPZ umgesetzt werden können und effektiv und sogar Kosten sparend sind.

Wohl wissend, dass zwar auch kleine Schritte helfen, sind sich die Akteure der AG dennoch wohl bewusst, dass Klimaneutralität nur durch erhebliche Investitionen im technischen Bereich der Krankenhäuser und SPZ erreicht werden können. Hierzu gibt es ein ausführliches Gutachten der Krankenhausgesellschaft NRW [5], das die Kosten sehr genau beziffert. Eine richtige "Zeitenwende" ist also nur möglich, wenn Führungskräfte und die Geschäftsführung mit dabei sind.

Daher hat die zweite Gruppe mögliche Schritte erarbeitet, wie über die Führungsebene und mögliche andere Entscheider in den Einrichtungen Einfluss genommen werden kann. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Anliegen mit der Geschäftsführung kommunizieren möchten, brauchen sie verlässliche Zahlen, Daten und Fakten. Daher wurde von der AG zur Unterstützung eine "Demo"-Powerpoint-Präsentation entwickelt, die im Verlauf über die Plattform "meineDGSPJ" erhältlich sein wird.

Die dritte Gruppe erarbeitete Seminar-Tools, um das Thema auf Tagungen und Kongressen weiter zu verbreiten. Zudem soll die durchaus vorhandene Vorbild- und Ratgeberfunktion genutzt werden, um mit Kindern, Jugendlichen aber auch deren Eltern ins Gespräch über die Klimakrise zu kommen.

Klimakommunikation im Fokus

Die vierte Gruppe erarbeitete daher Strategien, wie auf verschiedenen Ebenen der Klimaschutz kommuniziert werden könnte. Hier werden Hinweise entworfen, wie medizinisches Personal mit Patientinnen und Patienten über die Erderwärmung sprechen könnte. Entwickelt wird, wie beispielsweise eine klimasensible Beratung ablaufen und implementiert werden könnte (siehe auch Kipra Nr. 2/23:Klimasensible Gesundheitsberatung in der Kinderärztlichen Praxis) und wie Kinder, Jugendliche und deren Eltern bei Klimastress unterstützt werden können. Auch wird aufgezeigt werden, wie Eltern dazu angeleitet werden können, mit ihren Kindern angemessen über die Klimakrise zu sprechen. Dies wird in einem weiteren Teil der kleinen Artikelserie der Klima-AG in der KiPra vorgestellt werden.

Die ersten Ergebnisse der Untergruppen sind bereits auf der BAG-Sitzung und BAG-Psych-Sitzung Ende März in Schwerin vorgestellt worden. Ebenfalls ist in Schwerin auf dem Interdisziplinären Psychologen-Tag im Rahmen des Forums Sozialpädiatrie auch bereits ein Workshop mit dem Titel: "Klimaschutz – auch ein Thema für SPZ?!" angeboten worden.

Die Klima-AG plant, die erarbeiteten Tools in ihren eigenen Teams vorzustellen und auf Vollständigkeit zu prüfen. Perspektivisch werden alle Ergebnisse zur freien Verwendung auf der DGSPJ-Plattform meineDGSPJ veröffentlicht und die "Bibliothek" der guten Vorschläge und Tipps stetig vervollständigt.

KiPra-Leserinnen und Lesern werden die Ergebnisse der Untergruppen der Klima-AG in den folgenden Ausgaben vorgestellt werden. Falls im Rahmen dieser kleinen Serie im Laufe der Zeit Interesse geweckt werden konnte und Bereitschaft besteht, bei der Klima-AG mitarbeiten zu wollen, sind weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer jederzeit herzlich willkommen! (Kontaktpersonen für die AG sind Ursula Anders und Stephanie Boßerhoff).


Literatur
2. Fegert M, Clemens V, von Hirschhausen E (2020) Kinderrechte als Leitschnur für nachhaltige Politik. Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 11/2020
3. Peter F, van Bronswijk K (2021) Die Klimakrise als Krise der psychischen Gesundheit für Kinder und Jugendliche. Pädiatrische Allergologie 03/2021
4. van Bronswijk K, Krimmer M, Peter F (2023) Kinder und Jugendliche unter Klimastress. Kinderärztl Prax 01: 18 – 22
5. Zielbild "Klimaneutrales Krankenhaus" | KGNW e. V.


Korrespondenzadressen
Ursula Anders
SPZ Potsdam

Stephanie Boßerhoff
SPZ Wesel

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (3) Seite 218-219