Wie hat sich die Corona-Pandemie auf das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt? Dieser Frage ist eine Arbeitsgruppe aus Bayern nachgegangen. Die Studienergebnisse spiegeln internationale Daten wider.
Mit Beginn der Corona-Pandemie und den resultierenden Lockdown-Maßnahmen hat eine Diskussion über die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen begonnen. Einige Arbeiten beschäftigen sich insbesondere auch mit Fragestellungen zum Essverhalten und dessen Störungen. Eine Arbeitsgruppe aus der Klinik für Kinder und Jugendliche, KJF Klinik St. Elisabeth in Neuburg/Donau, hat aus einem Einzugsgebiet von ca. 550.000 Einwohnern mit ca. 16 % Bevölkerungsanteil unter 18 Jahren Patientinnen und Patienten mit Essstörungen von 2016 bis Ende Juni 2021 identifiziert. Tabelle 1 gibt die Patienten mit der Diagnose Essstörung (F50.0-F50.9) wieder.
Im Zeitraum von 2016 bis 2019 wurden durchschnittlich 34 Patienten pro Jahr behandelt. Seit Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie 57. In Tabelle 2 finden sich die Patienten mit Diagnose Anorexia nervosa seit 2018, aufgeschlüsselt nach den unterschiedlichen Erscheinungsformen.
Die Autoren schließen aus ihren Untersuchungen, dass die Fallzahlen für Anorexia nervosa im Rahmen der COVID-19-Pandemie international deutlich angestiegen sind. Besonders vulnerable Patientengruppen sind Patientinnen und Patienten, die eine schlechte therapeutische Beziehung haben, die sozial isoliert und wenig zufrieden mit familiären und oder freundschaftlichen Beziehungen sind sowie hohe Ansteckungsängste haben. Sie plädieren dafür, dass alles getan werden sollte, die therapeutische Versorgung der Betroffenen aufrechtzuerhalten. Sie stellen fest, dass Online-Therapieangebote sich als vielversprechend und hilfreich gezeigt haben.
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Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (6) Seite 420