Die Säuglingssterblichkeit in Burkina Faso ist sehr hoch. Lässt sie sich eventuell durch die einmalige Gabe von Azithromycin nach der Geburt positiv beeinflussen?
Eine kalifornische Forschergruppe hat untersucht, ob durch die zweimalige Massentherapie mit Azithromycin im Bereich der Subsahara die Säuglingssterblichkeit im Alter von 1 bis 5 Monaten verringert werden kann, wenn im Alter von 8 bis 27 Tagen (Placebo-kontrolliert 1:1) eine einmalige Gabe von Azithromycin (20 mg/kg Körpergewicht) gegeben wurde.
Die Studie wurde in Burkina Faso zwischen 2019 und 2020 durchgeführt. Der primäre „Outcome“ war die Sterblichkeit im Alter von 6 Monaten. Die Kinder wurden 21 Tage nach der Behandlung sowie im Alter von 3 bis 6 Monaten untersucht. Es wurden 21.832 Neugeborene in die Studie eingeschlossen. 10.898 erhielten Azithromycin und 10.934 Placebo. Im Alter von 6 Monaten waren in der Azithromycin- Gruppe 92 Säuglinge verstorben: 42 (0,44 %) und 50 (0,52 %) in der Placebo-Gruppe. Hieraus ergibt sich eine hazard ratio von 0,85 (95 %-CI, 0,56 – 1,28, p = 0,46). Schwerwiegende Nebenwirkungen traten in 0,27 % in der Behandlungsgruppe und in 0,14 % in der Placebo-Gruppe auf.
Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass die Sterblichkeit im Alter von 6 Monaten niedriger als erwartet ausfiel, die Gabe von Azithromycin zur Prophylaxe von schwerwiegenden Infektionskrankheiten nicht empfohlen werden kann. Die Sterberaten waren im Vergleich zu Placebo nicht verringert.

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (6) Seite 427