In der Behandlung von Patienten mit Zerebralparese ist therapeutisches Reiten (Hippotherapie) ebenso in Mode wie die Delphintherapie. Welchen Effekt hat die Hippotherapie auf motorische Funktionen? Das hat eine Arbeitsgruppe aus Deutschland untersucht.
Kinder und Jugendliche mit Zerebralparesen sollten mit wissenschaftlich evaluierten Therapieverfahren behandelt werden. Darüber hinaus existieren eine Reihe von Behandlungsangeboten, deren Wirksamkeit ungewiss ist, die aber eine weite Verbreitung erfahren bzw. eine hohe Akzeptanz besitzen, insbesondere bei den Angehörigen von Patienten mit Zerebralparesen. Hierzu gehört zweifelsohne auch die Therapie mit Pferden (Hippotherapie).
Eine multizentrische Arbeitsgruppe aus Deutschland hat den Effekt der Hippotherapie auf motorische Funktionen (Gross Motor Function Measure) und die Lebensqualität bei 66 Probanden mit einer bilateralen Zerebralparese untersucht. Die Studie war als Multicenter-Untersuchung randomisiert angelegt. Es wurde ein 2 x 2 (2 Perioden, 2 Behandlungen) crossover design mit Interventionsperioden von 16 bis 20 Wochen verwendet. Verschiedene Untersuchungszeitpunkte wurden etabliert. Tabelle 1 gibt die wesentlichen klinischen Charakteristika der Probanden der Untersuchung wieder.
Die motorische Funktion wurde mittels Gross-Motor-Function-Measurement-Testung (GMFM-66, GMFM Dimension E und D) evaluiert. Die Lebensqualität wurde mit einem Quality-of-Life Score (Child Health Questionnaire (CHQ 28)) sowie dem Kidscreen 27 (parental version) evaluiert. 73 Kinder (Alter 9,1 ± 3,3 Jahre, 44 % männlich, GMFCS-Level 2 = 27, 3 = 17, 4 = 29 wurden randomisiert in eine frühe (n = 35) oder spätere (n = 38) Behandlungsphase aufgenommen. Insgesamt konnten 66 Probanden ausgewertet werden.
Die Probanden erhielten eine „Hippotherapie“ ein- bis zweimal pro Woche über eine Behandlungsperiode von 16 bis 20 Wochen (im Mittel 17 Behandlungen). Es wurden keine signifikanten Veränderungen in Bezug auf den Gesamt-GMFM-Score und Lebensqualitätsparameter gefunden. Eine signifikante Veränderung fand sich im GMFM-Dimensionen-Evaluationsbogen.
Die Autoren sehen ihre Daten in einer Linie mit vorangegangenen Berichten und denken, dass eine „Hippotherapie“ eine gewisse Bedeutung in Bezug auf „Aufrichtung“ bei Patienten mit Zerebralparese aufweist. Für Kinder mit einer schwerwiegenden Beeinträchtigung ist eine Hippotherapie nicht geeignet.
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Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2019; 90 (4) Seite 232