Atopische Dermatitis (AD, Neurodermitis) führt neben körperlichen Symptomen häufig zu starken psychischen Belastungen. In einer finnischen Studie wurde untersucht, wie sich der Schweregrad der Hauterkrankung im Kindes- und Jugendalter auf das Risiko für psychische Störungen auswirkt.

Die Forschergruppe der Universität Oulu analysierte in der landesweiten, registerbasierten Studie die Daten von rund 28.000 Patientinnen und Patienten, bei denen zwischen 1987 und 2017 vor dem 12. Lebensjahr eine AD diagnostiziert wurde. Anhand der verschriebenen Medikamente wurden die Patientinnen und Patienten je nach Schweregrad der Erkrankung in vier Gruppen eingeteilt.

  • Gruppe 1 erhielt keine Therapie
  • Patientinnen und Patienten der Gruppe 2 erhielten topische Glukokortikoide (TGC) oder topische Calcineurininhibitoren mit niedriger bis mittlerer Potenz
  • Gruppe 3 wurde mit (hoch-)potenten topischen Glukokortikoiden behandelt
  • Gruppe 4 wurde psychotherapeutisch behandelt

Das Risiko für psychische Komorbiditäten wurde im Alter von 18 bis 30 Jahren analysiert.

Das Team um Amanda Blanco Sequeiros sieht als wichtigstes Ergebnis der Studie, dass das Risiko für mehrere psychiatrische Störungen wie Depressionen, Angststörungen und bipolare Störungen mit dem Schweregrad der atopischen Dermatitis zunimmt, wenn die Erkrankung bereits in der frühen Kindheit auftritt. Für Verhaltensstörungen, einschließlich hyperkinetischer und psychotischer Störungen, wurden keine Unterschiede in Abhängigkeit vom Schweregrad der AD festgestellt. Neurodermitis im Kindesalter ist je nach Schweregrad mit unterschiedlichen psychiatrischen Komorbiditäten assoziiert, was die Bedeutung einer Beurteilung der psychischen Gesundheit bei AD-Patientinnen und -Patienten unterstreicht. In den Gruppen 2 und 3 erhielten 20,1 % bzw. 20,4 % vor dem 18. Lebensjahr und 24,4 % bzw. 25,4 % der Patientinnen und Patienten vor dem 30. Lebensjahr eine psychiatrische Diagnose und wiesen damit ein signifikant höheres Risiko auf als die Referenzgruppe 1.

Bei der Behandlung der atopischen Dermatitis sollten die Ärztinnen und Ärzte daher auch immer verstärkt die seelische Verfassung und das Befinden der Patientinnen und Patienten im Blick haben.


Katharina Maidhof-Schmid

Quelle: Blanco Sequeiros, A., Sinikumpu, S.-P., Jokelainen, J., & Huilaja, L. (2024). Psychiatric Comorbidities of Childhood-onset Atopic Dermatitis in Relation to Eczema Severity: A Register-based Study among 28,000 Subjects in Finland. Acta Dermato-Venereologica, 104, adv40790. Doi: 10.2340/actadv.v104.40790