Haben Kinder, die aufgrund ihrer Herkunft Diskriminierung erlebt haben, ein erhöhtes Risiko für eine spätere Gewichtszunahme?

Nach den Ergebnissen einer neuen Kohortenstudie aus den USA mit fast 6.500 Kindern ist das wohl tatsächlich der Fall. Gerade rassistische Diskriminierung bei Erwachsenen kann ein Stressfaktor sein kann, der mit einem höheren BMI assoziiert ist. Das scheint wohl auch unabhängig vom sozioökonomischen Status zuzutreffen.

Um das herauszufinden, werteten Forschende um Prof. Adolfo Cuevas von der School of Global Public Health der Universität New York Daten von 6.463 Kindern im Alter von 9 bis 11 Jahren aus den gesamten USA (48 % Mädchen) aus. Die Erhebung war Teil der ABCD-Studie (Adolescent Brain Cognitive Development). Um deren Diskriminierungserfahrungen herauszufinden, wurden die Teilnehmenden gefragt, wie häufig sie sich von Gleichaltrigen, Lehrern oder anderen Erwachsenen aufgrund ihrer Herkunft ungerecht behandelt oder sich von der Gesellschaft nicht akzeptiert fühlten. Genau ein Jahr später wurden dann der BMI und der Taillenumfang der Kinder ermittelt.

Die 9- bis 11-jährigen, die über eine stärkere rassistische Diskriminierung berichteten, hatten nach einem Jahr tatsächlich einen höheren BMI und einen größeren Taillenumfang. Das traf selbst dann zu, wenn bekannte sozioökonomische Risikofaktoren für Adipositas wie geringes Einkommen und ein niedriges Bildungsniveau der Eltern nicht zutrafen. Mögliche Erklärungen für diesen Zusammenhang sind möglicherweise hohe Cortisolwerte, Schlafstörungen, ungesunde Essgewohnheiten und eine schlechtere psychische Gesundheit der betroffenen Kinder.

Die Schlussfolgerung daraus ist für das Forscherteam klar: Bei den in der Forschung, Klinik, Pädagogik und Politik Tätigen sollten die Bestrebungen intensiviert werden, um evidenzbasierte Strategien einzuleiten oder auszubauen, die Diskriminierung verhindern.

Raimund Schmid


Cuevas AG et al. Association of Racial Discrimination With Adiposity in Children and Adolescents. JAMA Netw Open 2023;6(7):e2322839; https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.22839