Eine vietnamesisch-japanische Arbeitsgruppe hat überprüft, ob die reduzierte Anwendung eines PCV10 (eine Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung, 1P+1) im Vergleich zu traditionellen Impfschemata einen bedeutenden Einfluss auf das Pneumokokken-Trägertum („carriage“) bei den geimpften Kindern hat.

Es wurden dieser Studiengruppe Kinder mit weiteren Impfkalendern (jünger als 3 Jahre) gegenübergestellt. Diese erhielten PCV10 zu den Zeitpunkten 2., 3. und 4. Lebensmonat (3P+0-Gruppe) oder zu den Zeitpunkten 2., 4. und 12. Lebensmonat (2P+1) oder im 2. und 12. Lebensmonat (1P+1). Eine weitere Gruppe erhielt nur eine Dosis im Alter von 12 Monaten (0P+1). Zwischen 2016 und 2020 wurden jährliche Abstriche bei 4 – 11 Monate alten Kindern sowie bei Kleinkindern im Alter von 14 – 24 Monaten mit Blick auf ein Pneumokokken-Trägertum durchgeführt.

Ausgangswert war 2016 eine Trägerrate von im Impfstoff enthaltenen Pneumokokken-Serotypen bei 160 von 1.363 Säuglingen (11,6 %). 2020 sank diese Rate auf 6 von 333 (1,8 %), 5 von 340 (1,5 %) und 4 von 313 (1,3 %) in der 1P+1-, 2P+1- und 3P+0-Gruppe. Hieraus schließen die Autoren, dass ein reduziertes Schema mit PCV10 keineswegs zu einem schlechteren Einfluss auf das Pneumokokken-Trägertum führt. In ähnlicher Weise gab es keinen Unterschied zwischen 1P+1, 2P+1 und 3P+0.

2016 war der Serotyp 6A mit 7,3 % (99 von 1.363 Säuglingen) am häufigsten zu identifizieren, in 2020 fand sich 6A nur noch bei 12 von 333 (3,6 %), 10 von 340 (2,9 %) und 3 von 313 (1 %) bei Säuglingen in der 1P+1-, 2P+1- und 3P+0-Gruppe. Der 0P+1-Impfkalender war ebenso der 3-fach-Gabe gegenüber nicht unterlegen.Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass die reduzierte Anwendung von PCV10 einer 2+1- bzw. 3+0-Gabe gegenüber nicht unterlegen ist.

Kommentar:
Die aufwendige Untersuchung aus Vietnam ist von Bedeutung, weil hiermit gezeigt werden konnte, dass auch Impfkalender mit einer reduzierten Anwendung eines konjugierten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffs einen erheblichen Einfluss auf das Pneumokokken-Trägertum haben. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Konjugat-bedingte Einflüsse nicht untersucht wurden. Solche Untersuchungen wären auch für die Bundesrepublik wünschenswert. Insbesondere bei der Diskussion um weitere Immunisierungen (Influenza, RSV und andere) stellt sich die Frage, welche Impfkalenderbestandteile unter Umständen reduziert oder verschoben werden können. Insofern ist diese Untersuchung wertvoll.

Literatur
Yoshida LM et al. (2024) Effect of a reduced PCV10 Dose Schedule on Pneumococcal Carriage in Vietnam. N Engl J Med 391: 1192 – 2002


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (1) Seite 10